Wie viel ist meine Zeit wert?

EcoCrowd: Engagement für mehr Nachhaltigkeit
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© EcoCrowd

Text: Diana Olbrich, 24.01.2020

Wir investieren Zeit in persönliche Beziehungen. Genießen es, wenn wir mal Zeit für uns haben. Wir verdienen mit ihr Geld. Wie viel die eigene Zeit wert ist, kommt dabei ganz darauf an, wie man sie nutzt. Auf der Crowdfundingplattform EcoCrowd haben Nutzer die Chance, ihre Zeit zu spenden – für den guten Zweck.

Mit dem Motto „Hoffnung durch Handeln” hat es sich die Deutsche Umweltstiftung 1982 zum Ziel gemacht, Umweltschutz-Initiativen und das Umweltbewusstsein zu fördern. 2015 startete sie dann das Projekt „EcoCrowd”. Eine Crowdfundingplattform, mit der ausschließlich nachhaltige Projekte unterstützt werden. Damit ist sie die erste dieser Art in Deutschland.

300.000 Euro wurden bereits mithilfe der Plattform gesammelt und davon über 70 Vorhaben finanziert. Jedes Projekt, das sich über EcoCrowd Hilfe suchen will, wird erst einmal einer Projektbewertung unterzogen. Dabei gibt es spezielle Leitlinien, um den Anspruch auf Nachhaltigkeit zu prüfen. Neben dem Output spielt hier zum Beispiel auch der Input der Projekte eine Rolle. Um zu garantieren, dass ein Mehrwert für die Umwelt durch den Einsatz nachhaltiger Konzepte und Ressourcen geschaffen wird, sollten die verwendeten Ressourcen beispielsweise grün hergestellt, regional bezogen, recycelt oder erneuerbar sein.

Was ist Crowdfunding?

Crowdfunding ist ein Mittel zur Projektfinanzierung. Es funktioniert so: Menschen, die eine Idee für ein Projekt haben, denen aber die finanziellen Mittel zur Umsetzung fehlen, rufen andere über das Internet dazu auf, ihr Projekt finanziell zu unterstützen. Für ihren Beitrag erhalten sie, ähnlich wie bei Spenden, ein kleines Dankeschön in Form einer Postkarte, des fertig produzierten Produkts oder einer Spendenquittung. Unverzichtbare Bestandteile sind der Grund des Vorhabens, das Finanzierungsziel und die Laufzeit, in der das Geld gesammelt wird.

Anders als bei normalen Crowdfinanzierungen, wird bei EcoCrowd jedoch nicht nur Geld gespendet. Das Besondere an EcoCrowd ist: Auch Zeitspenden werden akzeptiert. So hilft man beispielsweise, indem man zwei Stunden seiner Zeit für Presse- und Öffentlichkeitsarbeit investiert oder sich auf andere Weise ehrenamtlich engagiert. Außerdem setzt EcoCrowd auf das sogenannte „Flexible Funding”. Das heißt, dass den Projekten, auch wenn das Finanzierungsziel innerhalb der Finanzierungsphase nicht erreicht wird, die bis dahin gesammelte Summe trotzdem zu Gute kommt. Da es bei jedem Projekt um eine gute Sache geht, soll diese auch von jeder Spende profitieren, wünscht sich der Gründer Jörg Sommer. Er ist der Meinung, auch wenn die Zielsumme nicht vollständig erreicht wird, reicht das gesammelte Geld oft aus, um einen kleinen Teil des Projekts bereits umzusetzen. Das ist ein erheblicher Vorteil für Start-up-Gründer und Investitionssuchende. Denn im regulären Fall würden Unterstützer nicht erfolgreicher Kampagnen ihr Geld zurückerstattet bekommen und die Initiatoren würden leer ausgehen.

Das Konzept des Zeitspendens

Seine Zeit zu spenden, ist gerade in Deutschland wieder voll im Trend. Seit 2014 engagieren sich rund 31 Millionen Menschen in Deutschland in ihrer Freizeit ehrenamtlich. Das zeigte die vierte „Freiwilligensurvey“ des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend. Das Ehrenamt nimmt gerade in Deutschland eine wichtige Stellung ein. Den größten Teil tragen hier die Vereine und Verbände bei.

Auch bei anderen ehrenamtlichen Organisationen, NGO’s und Stiftungen wird auf Zeitspenden als Ersatz für Sach- und Geldleistungen gesetzt. So kann man zum Beispiel auch auf betterplace.org, bei der Caritas oder in zahlreichen Diakonien das richtige Ehrenamt für sich finden.

Es gibt nicht das eine nachhaltige Projekt

Der Einsatz für nachhaltige Projekte ist so vielfältig wie die Projekte selbst. Egal ob Mensch, Klima oder Energie und Ressourceneinsatz, in all diesen Bereichen ist nachhaltiges Handeln und Verbessern möglich. Noch bis Ende November kann auf EcoCrowd beispielsweise der Aufbau des Zukunftshauses unterstützt werden.

Was steckt hinter dem Zukunftshaus? Die Initiatoren dieses Projekts haben es sich zum Ziel gesetzt, gemeinsam ein Haus zu bauen, das nachhaltigen Konsum alltagstauglich macht. Im Zukunftshaus soll Leihen, Tauschen, Kaufen und Reparatur unter einem Dach zusammenfinden und so eine ideale Infrastruktur für einen nachhaltigen Lebensstil geschaffen werden. Der Verein, der hinter dem Projekt steckt, ist der Meinung, temporäre Tauschaktionen, ein einzelner Welt- oder Unverpackt-Laden und verstreute Leihangebote seien lediglich Insellösungen, die viel Zeit und viel Aufwand benötigen und sich nicht wirklich in den Alltag der Menschen integrieren. Um die aktuelle Lage zu verbessern, soll zunächst ein Zukunftsnetzwerk aus Geschäften, Vereinen und anderen Einrichtungen aufgebaut werden, das den späteren Bau der geplanten Immobilie unterstützt.

Ideen für das Zukunftshaus gibt es viele. Neben der Vermittlung grüner Dienstleistungen, wie Banken oder Energiedienstleister, wird beispielsweise auch an ein geldfreies Tauschmodell gedacht, das, finanziert durch Sponsoring, alle zwei bis drei Wochen zu einem anderen Thema stattfindet. Ein Café mit regionalem Essen und ein Co-Working-Space im Haus sollen zudem Platz für Kulturelles, Netzwerken und den Austausch von Ideen schaffen.

Wie man sieht, hat Crowdfunding viele Facetten. Es bietet eine Menge Möglichkeiten neben der Finanzierung von Start-up-Projekten, sich auch ehrenamtlich zu engagieren, Gutes zu tun und damit seine Zeit endlich mal für etwas Sinnvolles zu nutzen.

Noch ein paar freie Minuten über?

Auf der EcoCrowd sind diese gut investiert. Mehr Informationen zur Plattform und spannende Projekte.