Chiles grüne Revolution
Chile, die schmale „Krawatte Amerikas“ an der Pazifikküste, erlebt gerade eine bemerkenswerte Transformation. Das Land steht an der Spitze der erneuerbaren Energiewende in Lateinamerika, mit einer beeindruckenden Entwicklung von fossiler Brennstoffwirtschaft hin zu einem Pionier der grünen Energie. Chile nutzt seine einzigartige geographische Vielfalt, um eine nachhaltige Zukunft zu gestalten und sich als globaler Vorreiter in der Nutzung erneuerbarer Energien zu etablieren.
Als die spanischen Eroberer im 16. Jahrhundert die unwirtlichen Weiten der Atacama-Wüste durchquerten, sahen sie nur eine endlose, lebensfeindliche Einöde. Cristóbal de Molina, einer der ersten Europäer, der dieses Gebiet beschrieb, nannte es „eine Sandlandschaft …, wo es sehr wenig Wasser gibt und weder Gras noch grüne Dinge.“ Für die Spanier war die Atacama das ‚Gran Despoblado‘ – ein großes, unbewohntes und unfruchtbares Land.
Fast 500 Jahre später hat sich das Bild dramatisch gewandelt. In der Atacama-Wüste, die einst als nutzlos und lebensfeindlich galt, werden heute die größten Lithiumvorkommen der Welt ausgebeutet. Außerdem ist sie Standort einiger der fortschrittlichsten Solar-Kraftwerke, wie Chiles größtem kommerziell betriebenen Solarpark Diego de Almagro Sur und Lateinamerikas erstem Sonnenwärme-Kraftwerk Cerro Dominador. Diese Projekte sind nicht nur technologische Meisterwerke, sondern auch Zeugnisse für Chiles Engagement, eine nachhaltige und grüne Zukunft zu gestalten.
Chiles Aufbruch in die regenerative Ära
Chile steht an der Spitze der grünen Welle in Lateinamerika und hat seine Energieinfrastruktur in den letzten Jahrzehnten auf beeindruckende Weise transformiert: Das Land hat sich von einer stark auf fossile Brennstoffe angewiesenen Wirtschaft zu einem Pionier im Bereich der erneuerbaren Energien entwickelt. Dies gelang dank der geographischen Vielfalt Chiles, die von der Atacama-Wüste im Norden bis zu den windigen Ebenen Patagoniens im Süden ein enormes Potenzial für Solarenergie, Windkraft und Wasserkraft bietet.
Diese einzigartigen geographischen und klimatischen Bedingungen haben die chilenische Regierung veranlasst, eine nachhaltige Energiepolitik zu verfolgen, die ohne die üblichen Fördermechanismen und Subventionen auskommt. Daniel Rosende ist Geschäftsführer von SMA South America mit Sitz in Chile, einer Niederlassung des weltweit führenden deutschen Spezialisten für Photovoltaik-Systemtechnik. Rosende hat die Tochtergesellschaft von SMA im Jahr 2012 aufgebaut: „Kurz nach der Gründung diskutierten wir bei einem Treffen mit einem globalen PV-Projektentwickler über den Energiemarkt in Chile. Ich erklärte, dass hier aktuell nur Solarleistung von 3 MW installiert sei, mein Gesprächspartner verstand, dass die PV-Kapazität im Land 3 GW betrage. Es war ihm vollkommen unverständlich, dass er sich um das 1.000-fache täuschte und es wirklich nur 3 MW waren – gerade mal genug für die Versorgung von 7.500 Haushalten!“ Gut 10 Jahre später hat SMA allein bereits rund 3 GW-Leistung in Lateinamerika verbaut.
Das rasante Wachstum der installierten Kapazitäten für erneuerbare Energien in Chile, die das Land schnell zu einem der führenden Länder in Lateinamerika in Bezug auf den Anteil der erneuerbaren Energien am Energiemix gemacht haben, hat laut Daniel Rosende gleich mehrere Ursachen: „Weil es hier kaum konventionelle Ressourcen für die Energieerzeugung gibt, waren die Energiepreise früher sehr hoch. Gleichzeitig verfügen wir weltweit mit über die besten Solar- und Windressourcen. In Chile haben sich die Erneuerbaren entwickelt, weil sie wettbewerbsfähig waren“.
Zwischen Klimawandel und Energieunabhängigkeit
Die beeindruckende Entwicklung Chiles im Bereich der erneuerbaren Energien ist natürlich nicht ohne Herausforderungen verlaufen. Das Land sieht sich mit einer Reihe von klimatischen und geographischen Herausforderungen konfrontiert, die den Übergang zu einer nachhaltigeren Energieversorgung erschweren. Die Atacama-Wüste, eine der trockensten Regionen der Welt, bietet zwar ideale Bedingungen für Solarenergie, stellt aber gleichzeitig hohe Anforderungen an die Technologie und die Infrastruktur.
Der Klimawandel hat zudem zu einer Zunahme extremer Wetterereignisse geführt, die das Energienetz des Landes belasten und die Notwendigkeit einer robusten und flexiblen Energieinfrastruktur unterstreichen. Gleichzeitig bietet die geographische Vielfalt Chiles auch enorme Chancen. Die langen Küstenlinien und die starken Winde im Süden des Landes sind ideal für den Ausbau der Windenergie, während die zahlreichen Flüsse und Seen Potenzial für Wasserkraft bieten.
Die chilenische Regierung hat erkannt, was diese Herausforderungen und Chancen bedeuten und arbeitet aktiv daran, die notwendigen Rahmenbedingungen für eine nachhaltige Energiezukunft zu schaffen. Dazu gehört auch die Förderung von Forschung und Entwicklung im Bereich der erneuerbaren Energien sowie die Schaffung von Anreizen für private Investitionen in den Sektor.
Die Bemühungen zeigen bereits Wirkung: „In Chile liegt der Anteil erneuerbarer Energien heute bei über 60 Prozent. An manchen Tagen können wir sogar schon 70 bis 80 Prozent unserer Energie mit erneuerbaren Energien erzeugen“, berichtet Rosende.
Von den Anden bis nach Europa: Chiles Rolle im globalen Energiemarkt
Chiles beeindruckende Fortschritte im Bereich der erneuerbaren Energien haben auch internationale Aufmerksamkeit erregt. Das Land spielt eine immer wichtigere Rolle im globalen Energiemarkt. Europa, mit seinem starken Fokus auf den Ausbau erneuerbarer Energien und der Reduzierung von Treibhausgasemissionen, hat ein besonderes Interesse an den Entwicklungen in Chile. Die Europäische Union und Chile haben in den letzten Jahren ihre Zusammenarbeit im Bereich der erneuerbaren Energien mit dem Ziel intensiviert, Erfahrungen auszutauschen, gemeinsame Forschungsprojekte durchzuführen und Investitionen in nachhaltige Energieprojekte zu fördern.
Die chilenische Energieproduktion hat das Potenzial, nicht nur den nationalen Bedarf zu decken, sondern auch Energie in andere Länder zu exportieren. Die geographische Nähe zu den großen Energiemärkten in Südamerika und die Möglichkeit, über Unterwasserkabel Energie nach Nordamerika oder sogar nach Asien zu transportieren, eröffnen dem Land neue Absatzmärkte. Doch auch Europa könnte in Zukunft von der chilenischen Energieproduktion profitieren, insbesondere wenn es um den Import von grünem Wasserstoff geht.
Grüner Wasserstoff, der mit Hilfe von erneuerbaren Energien produziert wird, gilt derzeit als Schlüsseltechnologie für die Energiewende und die Erreichung der Klimaziele. „Die Kosten für die Stromerzeugung mithilfe von Wind- und Sonnenkraft sind in Chile sehr niedrig und machen das Land zu einem der wettbewerbsfähigsten der Welt,“ erklärt Rosende. „Wir haben also die besten Voraussetzungen, um auch wettbewerbsfähigen grünen Wasserstoff aus Sonne und Wind zu erzeugen. Wir erwarten einen großen Boom bei der Installation neuer erneuerbarer Kapazitäten, die ausschließlich der Erzeugung von grünem Wasserstoff zur Deckung des globalen Bedarfs dienen.“ Chile könnte dann zu einem der weltweit führenden Produzenten von grünem Wasserstoff werden. Die Europäische Union hat bereits Interesse an einer Zusammenarbeit bekundet, und erste gemeinsame Projekte und Partnerschaften sind in Planung.
Diego del Almagro Sur: Ein Meilenstein für erneuerbare Energien in Chile
Eins der Leuchtturmprojekte, an denen SMA in Chile beteiligt war, heißt Diego del Almagro Sur. Dieses Solarprojekt, angesiedelt in der atemberaubenden Landschaft der Atacama-Wüste, ist für Chile ein wichtiger Schritt in Richtung einer nachhaltigeren Zukunft und zeigt die Entschlossenheit der Region, eine Vorreiterrolle im globalen Energiemarkt einzunehmen.
Technisch gesehen ist Diego del Almagro Sur ein Meisterwerk. Mit einer Kapazität von 220 MWp ist es eines der größten Solarprojekte in Chile und spielt daher eine entscheidende Rolle bei der Erreichung der nationalen Ziele für erneuerbare Energien. SMA hat insgesamt 46 Medium Voltage Power Stations (MVPS) geliefert, die jeweils mit einem Sunny Central 4600 Zentral-Wechselrichter sowie einem Transformator und einer Schaltanlage in einem Container ausgestattet waren. „Colbun als Eigentümer dieses Projekts ist einer der größten Energieerzeuger Chiles, der rund 30 Prozent des gesamten Stroms in Chile produziert“, erzählt Daniel Rosende. „Das Schöne an diesem Projekt aus dem Jahr 2021 für SMA ist, dass wir unser Wissen über Photovoltaik mit einem Unternehmen teilen konnten, das sich bisher ausschließlich auf konventionelle Energie konzentriert hat, und dass wir dieses Wissen in einem der wichtigsten Photovoltaik-Projekte des Landes umsetzen konnten.“
Das Projekt Diego del Almagro Sur unterstreicht nicht nur die Fähigkeit von SMA, großangelegte Solarprojekte erfolgreich umzusetzen – es zeigt auch, wie technologische Innovation und Engagement für Nachhaltigkeit Hand in Hand gehen können.
Zukunft gestalten: Chiles Weg zu einer nachhaltigen Energieversorgung mit SMA
Ein weiteres Projekt von SMA in Chile liegt Daniel Rosende ebenfalls besonders am Herzen: „Eines meiner Lieblingsprojekte von SMA und ebenfalls ein Meilenstein ist das PV-Kraftwerk Luz del Norte in Copiapó. Das Besondere an diesem von First Solar gebauten Projekt ist, dass es das weltweit erste bekannte reine Solarkraftwerk ist, das für die kommerzielle Bereitstellung von Netzdienstleistungen zugelassen wurde.“ Das bedeutet: Luz del Norte kann nicht nur Strom produzieren, sondern helfen, Lastschwankungen im chilenischen Stromnetz aufzufangen und auszugleichen. Auch hier zeigt sich die Fähigkeit von SMA, innovative Lösungen zu liefern, die über die bloße Energieerzeugung hinausgehen und zur Netzstabilität und -zuverlässigkeit beitragen.
Chile steht an der Schwelle zu einer grünen Revolution, und Unternehmen wie SMA sind entscheidend für diesen Wandel. Mit einer klaren Vision und konkreten Zielen hat Chile den Grundstein für eine grüne Zukunft gelegt, in der erneuerbare Energien eine zentrale Rolle spielen. SMA hat sich in diesem Prozess als verlässlicher Partner etabliert.